Sparen bei der gymnasialen Bildung – Kommentar zum Tag der Bildung

Es gilt zunächst festzuhalten, dass die vorgesehene Aufgabenprüfung alle Direktionen umfassen wird. Zweitens ist noch keineswegs entschieden, welche Massnahmen z.B. in der Bildung geplant sind. Somit sind die für heute geplanten Aktionen Panikmache auf Vorrat ohne konkreten Hintergrund.

Diese Stellungnahme der Zürcher FDP zum »Tag der Bildung«, einem Aktionstag, bringt die bürgerliche Spartaktik auf den Punkt: In Parlamenten wird nicht entschieden, wie gespart werden soll, sondern nur, dass Einsparungen nötig seien. Das Sparen wird als gleichermaßen blind wie alternativlos dargestellt. Damit wird verhindert, dass Debatten darüber, welche Einsparungen überhaupt sinnvoll sind, die breite Spar-Allianz spalten.

Dem »Tag der Bildung« ist es zu verdanken, dass plötzlich Argumente zu hören sind, warum der Aufwand für die gymnasiale Bildung beschränkt werden soll. Das begrüße ich deshalb, weil ich politische Entscheide ohne Argumente und Begründungen für gefährlich halte – egal auf welcher Seite des politischen Spektrums. Hier also die Argumente, die vertreten werden:

  1. Starkes Wachstum der Bildungsausgaben in den letzten Jahren
  2. Gleiche Verteilung der Sparbemühungen auf alle Staatsausgaben
  3. Hohe Ausgaben im internationalen Vergleich.
  4. Schlechte Effizienz: Sparen ist ohne Qualitätseinbuße möglich.

Dieses letzte Argument vertritt auch die FDP, die konkrete Vorschläge macht, wie gespart werden könnte:

Die FDP wird im Zuge des politischen Prozesses im Kantonsrat ihre Vorstellungen im Rahmen der notwendigen Ausgabenreduktion so einbringen, dass das Bildungsniveau nicht darunter leidet. So muss darüber diskutiert werden, ob es nötig ist, dass jede Mittelschule eine breite Palette an Profilen und Sonderprofilen (z.B. Immersion) anbietet, ob die grosse Fächerbreite in allen Profilen bis zur Matur zweckmässig ist oder ob in den höheren Klassen dank Digitalisierung nicht mehr Möglichkeiten zum selbstgesteuerten Lernen oder für Vorlesungen bestehen. Und auch die Bildungsverwaltung, namentlich in den Bereichen Administration und Schulevaluation[,] sind aus Sicht der FDP zu überprüfen.

An diesen Beispielen wird sichtbar, wie wackelig Argumente werden, wenn sie genau ausformuliert werden: So will die FDP zwar das Niveau nicht senken, gleichzeitig aber die Stellen einsparen, die Schulen evaluieren und überprüfen, wie es um das Niveau steht (die Rede vom Sparen ohne Qualitätseinbuße ist deshalb billig, weil sich die Qualität echter gymnasialer Bildung kaum messen lässt). Sie will gleichzeitig auch die Fächerbreite sowie die freie Schulwahl einschränken und nimmt an, dass das Niveau darunter nicht leiden würde.

Ähnlich verhält es sich mit den Argumenttypen 1.-3.: Wenn geklärt wird, warum die Ausgaben für Bildung in einigen Kantonen gestiegen sind und die Zahlen präzise analysiert werden (und nicht etwa absolute Summen ins Verhältnis gesetzt werden), was international wirklich miteinander verglichen wird und ob es wirklich gerecht oder sinnvoll ist, alle Ausgabenbereiche gleichermaßen einem Spardiktat zu unterwerfen (wer würde z.B. privat die Miete, die Ferien-, die Haushalts- und Krankenkassenausgaben pauschal im gleichen Verhältnis kürzen, wenn er oder sie sparen müsste?), dann werden auf den ersten Blick gute Argumente plötzlich zu schwachen: Dann zeigt sich etwa, dass Bildungsausgaben wegen Problemen der Pensionskasse oder dem Aufbau von Fachhochschulen steigen – nicht aber die Ausgaben pro Schüler oder Schülerin oder dass die Schweizer Matur zur prüfungsfreien Aufnahme an einer Uni führt, was im internationalen Vergleich selten der Fall ist.

In diesem Sinne: Auf weitere Diskussionen. Demokratisch legitimiertes Sparen setzt Diskussionen voraus. Im idealen Falle faire Diskussionen mit guten Argumenten. Der »Tag der Bildung« ist ein erster Schritt zu dieser Diskussion im Bildungsbereich. Sie ist wichtig.

Bild: Tag der Bildung, Instagram.

Bild: Große Klassen an der Kanti Hottingen. Tag der Bildung, Instagram.